Von Stadtflucht, Homeoffice und steigenden Preisen...

„Eine Trendwende ist zu bemerken. Es zieht die Menschen vermehrt vom Ballungsraum Graz in die Region zurück.“ - Petra Neuherz

Der steirische Westen zieht an: Warum das so ist und wieso Verkäufer von Häusern und Co. jetzt besonders gute Möglichkeiten haben, erzählen vier weststeirische Immobilienexperten.

Seit mehr als einem Jahr leben wir nun schon mit der Pandemie. Wie hat sich das auf den Immobilienmarkt im Raum Voitsberg ausgewirkt?

PETRA NEUHERZ: Die Corona-Krise hat sich sehr stark auf den Immobilienmarkt ausgewirkt. Das Preisniveau bei Mieten und Kaufobjekten ist gestiegen und das Angebot auf dem Markt gesunken. Genauso haben sich Grundstückspreise in der Region nach oben entwickelt. Grundstücke in guten Lagen sind so gut wie nicht verfügbar.

JOHANN HARKAM: Es gibt definitiv eine Angebotsverknappung bei Grundstücken, Häusern und Wohnungen im Grünen. Sehr beliebt ist das private Einfamilienhaus im Grünen im Bereich von rund 30 Autominuten von Graz.

MICHAEL BAKOTA: Auch bei uns herrscht bei der Asset Klasse Immobilie ein große Nachfrage. Es macht denn Anschein als hätte die Pandemie den Run auf Sachwerte nochmals befeuert und eine Preissteigerung ist in der gesamten Branche spürbar.

ANDREAS GLETTLER: Das Thema Wohnen hat wieder mehr Stellenwert bekommen. Die Interessenten legen deutlich mehr Wert auf Freiflächen sowie „ein Zimmer mehr“.

 

Stichwort „ein Zimmer mehr“: Homeoffice gehört für viele Österreicher mittlerweile zum Alltag. Denken Sie, dass sich das auch aufs Wohnen auswirken wird?

GLETTLER: Es hat sich herausgestellt, dass der Radius zum Arbeitsplatz in den letzten Jahren weiter geworden ist. Trotz vieler Homeoffice-Stunden muss die Mehrheit der Bevölkerung, wenn auch nicht täglich, aber doch mehrmals pro Woche auch physisch am Arbeitsplatz erscheinen, weshalb eine gute Verkehrsanbindung noch immer hoch im Kurs steht.

NEUHERZ: Da ist eine echte Trendwende zu bemerken. Es zieht die Menschen vermehrt vom Ballungsraum Graz in die Region zurück. Verstärkt wurde dies unter anderem durch das Homeoffice. Homeoffice wird immer wichtiger und sollte in Zukunft in allen Wohnungen problemlos möglich sein, darauf ist bereits in der Planung Rücksicht zu nehmen. Flexible und multifunktionale Grundrisse sind dazu notwendig.

 

Einfamilienhäuser im Grünen sind derzeit gefragt, sind die Preise in Voitsberg dennoch erschwinglich?

HARKAM: Ja, weil in der Region des Bezirks Voitsbergs die Immobilien 25 bis 40 Prozent unter dem Grazer Durchschnitt liegen. Auch im Neubaubereich gibt es aktuell noch immer ausgezeichnete Angebote für Singles, Jungfamilien und Pensionisten.

GLETTLER: Laut dem Immobilien-Report von Raiffeisen-Research sind Einfamilienhäuser in der Steiermark nach einer zweistelligen Preissteigerung im Jahr 2020 noch immer rund 20 Prozent günstiger als im Österreichdurchschnitt, bei Baugrundstücken und Wohnungen beträgt der „Steiermark-Abschlag“ sogar rund ein Drittel. Und Voitsberg zählt im Steiermark-Durchschnitt noch immer zu den günstigsten Bezirken.

 

Welche Liegenschaften eignen sich in der Region am besten für Anleger? Wohnungen, Häuser oder Grundstücke? In welchen Lagen?

NEUHERZ: Die Frage stellt sich hier eher: Was ist am Markt verfügbar? Wohnungen sind nach wie vor noch beliebte Anlage- und Vorsorgeobjekte. Die Entscheidung fällt entweder für Zentrumslagen oder Lagen mit Aussicht und Ruhe. Jedoch derzeit kaum verfügbar!

BAKOTA: Der klassische Anleger sucht bei uns meistens die Wohnung von 40 bis 60 Quadratmeter in städtischen Lagen. Grundstücke sind für Bauträger sehr interessant, entscheidender als der Preis ist jedoch die Lage. Häuser sind eher beim Endverbraucher gefragt.

 

Die Digitalisierung hat im vergangenen Jahr einen regelrechten Schub erlebt – auch in Ihrer Branche? Worauf sollte ich als Kunde besonders achten, wenn ich online auf der Suche nach einem Immobilienmakler bin?

HARKAM: Man sollte vor allem darauf achten, dass der Makler den gesamten Immobilienprozess in seinem Service anbietet und diesen bis zur Übergabe der Immobilie auch unter voller Haftung durchführt. Bei uns werden Kunden per Mail, Zoom-Meeting, Skype, WhatsApp usw. zu 100 Prozent über alle Inhalte informiert. Die vom Makler persönlich geführte Besichtigung der Immobilie mit allen Informationen und vor allem den Eindrücken ist aber natürlich nicht ersetzbar.

GLETTLER: Wir bieten virtuelle Rundgänge an, bei denen man nicht nur den eingeschränkten Blickpunkt eines Fotos sieht, sondern auch etwaige Schwachpunkte eines Objektes. Dies ermöglicht, eine bessere Vorauswahl treffen zu können und erspart viele „Leerkilometer“.

BAKOTA: In unserer Branche ist der Kundenkontakt Face to Face schon noch ausschlaggebend. Da es immer schwieriger wird, über alle rechtlichen und steuerlichen Schritte zu informieren, kann ich nur gesamt für unseren Stand sprechen und Kunden den Weg in ein Immobilienmaklerbüro nahelegen und sich dort vor Ort beraten zu lassen.

Quelle: Kleine Zeitung